Eigener Wohlstand – Oh, how uneconomical

Und wieder einmal knüpfe ich im aktuellen Beitrag an die Inhalte aus dem letzten – da ging es um Fehler und eigenen Wohlstand, hier wird es nur um den Wohlstand gehen. Eine Prise Humor wird beim Durchlesen empfohlen. Dazu gleich ein kleines Design:

Wohlstand

Ich sehe hier davon ab, Wohlstand definieren zu wollen, und gehe davon aus, dass die meisten darunter mehr oder weniger gleiche Dinge verstehen. Wohlstand liegt vor, wenn wir etwas haben, womit es uns gut geht, und zwar etwas materielles. Es ist unfair, Wohlstand allein auf das Tauschmittel Geld einzugrenzen. Wohlstand ist viel eher das, was wir Menschen mit dem Geld erwerben: Markenklamotten, gutes Essen, umweltfreundliche Autos, teure Clubs und unvergessliche Dates, Geschenke für die, die wir lieben. Das will man haben, nicht wahr? Und das ist sicher nicht schlecht.

Wohlstand verteidigen

Eben weil Wohlstand an sich ja eine gute Sache ist, will man diese nicht nur einmal erreichen, sondern am besten einfach immer haben. Und wenn man die Sache hat, will man sie nicht aufgeben. So weit ist es wahrscheinlich bei allen Menschen gleich. Die Unterschiede im Umgang mit Wohlstand gibt es, wo Lebensumstände anders sind. Jede und jeder hat eigenes Leben, sagt man. Mit Recht.

Wohlstand in alten Monarchien hing streng davon ab, auf welcher Hierarchiestufe man lebte – war man mit König verwandt, ging es einem gut, war man Königs bester Sklave ging es einem vielleicht auch nicht schlecht, zumindest materiell. Ich weiß es nicht, ob es damals so etwas wie Nominierung „Sklave des Jahres“ gab oder ob die Königlichen Olympischen Spiele wie „Wisch den Königspopo im Freestyle“ existierten. Die meisten Menschen waren da allerdings in anderen Lagen und wenn man verstehen möchte, wie es denen tatsächlich ging, sollte man die Geschichte gut studieren. Mag sein, dass sie eigenes Gut – wenn Monarchen es mal erlaubten – hatten, doch gut ging es ihnen nur bedingt. Denn wenn Monarchen es einmal nur gewollt haben, durften sie sich jedes Gut einfach nehmen – dazu zählten auch Ehefrauen und Geliebte einfacher Menschen. Übrigens, wenn Sie denken „tja, es war ja nur einer im Lande, damit kann man leben“, täuschen Sie sich. Denn buchstäblich jede und jeder von einer höheren Gesellschaftshierarchie hätte das oder andere unangenehme Dinge machen können. Die Oberen stachen, so zu sagen, die Unteren – eigentlich die ganze Zeit, vielleicht bis auf die Zeiten, in welchen sie mit Kriegen beschäftigt waren – leider oft. Was für eine „glänzende“ Gesellschaft, nicht wahr? Wahrliche Verkörperungen des Göttlichen auf Erden, nicht? Hat man doch geglaubt, dass die Monarchen Gesalbte Gottes wären. Ich weiß es nicht, wie es Ihnen geht, aber meine Haare sind im Zenit, wenn ich heute Menschen treffe, die Monarchien zurück haben wollen – vor allem, wenn es Menschen sind, die nicht gerade königliche Abstammung nachweisen können.

Schwer zu sagen, ob es die Monarchie, wie es sie gab, heute noch gibt. Dazu muss es Transparenz geben und die letztere ist sogar in der heutigen „Wissensgesellschaft“ schwer zu bekommen. Ebenso ist es nicht einfach in totalitären Systemen. Wer kontrolliert schon, was da passiert? In totalitären Systemen gibt es ja streng genommen nur eine gleichgeschaltete Linie – ob es die Linie, die zum einem Diktator, einer Diktatorin, oder einer Partei führt. Besonders lustig war es in real-kommunistischen und real-sozialistischen Ländern der jungen Vergangenheit, wo es immer eine (!) Partei gab oder zumindest immer dieselbe Partei die Wahlen gewann – und zwar immer mit 95% der Stimmen. Mindestens. Also wirklich außer jedem Zweifel die (!) Gewinner. Langer Rede kurzer Sinn, „die Gewinner“ kontrollierten nicht nur die informationelle Transparenz, sondern auch Wohlstand der Bevölkerung. Wenn „die Gewinner“ Lohn für Architekten mit 120 Euro geplant haben, war es so – egal, ob Architektinnen und Architekten es wollten oder nicht. Wenn „die Gewinner“ Lohn für Handwerker mit 80 Euro geplant haben, dann war es so. Stellen Sie sich einmal vor, die ganzen Streiks der Gewerkschaften würden einfach nichts bringen. Nein, wirklich. Nichts. Und so kam es, dass es in den real-kommunistischen Ländern soziale Klüften zwischen verschiedenen Berufen eher klein waren und Menschen miteinander – das ist wirklich wahr – besser konnten als in kapitalistischen Gesellschaften. Meistens. Menschen fühlten sich auch irgendwie näher zueinander, „gleicher“ so zu sagen. Sie waren ja alle gemeinsam von „den da oben“ ausgetrickst – die ganze Zeit. Bei solchen Umständen schätzten die Menschen auch innere Werte. Kein Witz. Man mag darüber lachen oder nicht, aber innere Werte – wenn sie mal auch von anderen geteilt waren und funktionierten – konnten zu einem Wohl-Zu-Stand beitragen, sogar langfristig. Wozu sie allerdings weniger beitragen konnten, ist das Geldbeutel und die Fähigkeit, sich die Dinge zu leisten, die man will.

Wahrscheinlich kann man irgendwo nachvollziehen, warum die Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten, ein wenig anders mit Wohlstand umgehen. Es ist nachvollziehbar, dass die Monarchie-Begeisterten erst dann so richtig teilen würden, wenn irgendein Ober sie sticht. Es ist nachvollziehbar, dass die Menschen aus real-kommunistischen Ländern leichter teilen und menschlicher wirken, auch wenn sie das Gefühl haben, dass es ihnen selbst was fehlt – unter anderem, weil sie eh keine Hoffnung auf jegliche Veränderungen haben. Es ist nachvollziehbar, dass es in – egal wie gut, aber – funktionierenden Demokratien Menschen von jeder Sorte gibt. Warum? Weil in Demokratien sind alle Menschen in der Lage, etwas zu verändern. Sie haben die Wahl.

Ich weiß nicht, in welchen Lebensumständen Sie sind und wie wichtig es ist, für Sie Ihren Wohlstand im Status Quo zu bewahren. Ich weiß nicht, wie wichtig es ist für Sie, möglicherweise den Wohlstand überhaupt erst einmal zu erreichen. Ich weiß es nicht, ob Sie stark genug sind, um zu teilen. Aber wenn Sie die Wahl haben, dann können Sie es. Und in einer Welt, wo Sie nicht die ganze Zeit von oben gestochen werden, ist es Ihnen frei gestellt, ob Sie es tun.

Eines ist über Teilen in jedem Fall klar, und eigentlich trivial zu erwähnen, nämlich, dass Teilen mit anderen auch Verzicht auf eigenen Wohlstand bedeuten kann. Wenn Sie ein bisschen teilen, verzichten Sie auch ein bisschen. Wenn Sie viel teilen, verzichten Sie viel.

Teilen und Sharing Economy

Nun ist Teilen nicht immer angenehm, auch wenn – unter „normalen Umständen“ immer freiwillig. Was hat man davon, außer dass man gerade einmal kurz einem Menschen hilft? Was bringt es, außer einem Gefühl der Befriedigung mit eigener Menschlichkeit und einem guten Gewissen? Ist es nicht unwirtschaftlich, wenn man viel teilt? Ich finde es gut, wenn man sich mit diesen Gedanken beschäftigt. Nur bitte nicht leichtfertig. Selbstverständlich sind diese Fragen komplex. Nicht umsonst sind weltweit ganze Horden Wirtschaftswissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler damit befasst. Offensichtlich kann Teilen Vorteile bringen – auf persönlicher sowie auf gesellschaftlicher Ebene. Vielleicht trägt es sogar zum Zusammenhalt bei. In der EU sprach man in diesem Sinne von der „schwarzen Null“ und hatte Recht, denn was miteinander die ganze Zeit wetteifert, wird kaum in schweren Tagen zusammenhalten. Vielleicht trägt Teilen auch zum Überleben bei. Im Zweiten Weltkrieg teilten die Menschen, die im Krieg mit Nazis waren, miteinander, denn sie alle waren in Not. Und so haben die Menschen auch gesiegt. Schließlich trägt Teilen vielleicht sogar zum Erfolg der Gesellschaft bei, denn so können schwache „Kettenglieder“ stark werden.